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Lektüretipp: Wer sich für Twitter interessiert, sollte dieses Buch lesen

„Eine Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat“ lautet der Untertitel von Nick Biltons Buch „Twitter“, das Anfang November in deutscher Übersetzung erschienen ist. Das Werk hält, was der Titel verspricht. Detailgenau hat Bilton die Geschichte der Twitter-Macher von der Gründung bis zum Abschied von Ev Williams nachgezeichnet. Dabei liefert er Einblicke,  nach dessen Lektüre man das Unternehmen mit anderen Augen sieht.

Twitter-16-Nick Bilton leitet den Bits-Blog der New York Times und hat für „Twitter“ Gründer, Mitarbeiter und Vorstandsmitglieder des Unternehmens mehrere hundert Stunden interviewt sowie tausende Dokumente ausgewertet. In dem Buch legt er den Fokus nicht auf technische Details, sondern auf die Personen. Genau konstruiert werden konnten einige Ereignisse übrigens erst durch die Tweets der handelnden Personen – ein sekundengenaues öffentliches Archiv.

Bilton erzählt die Geschichte der Gründer, die sich zum Teil gegenseitig aus der Firma drängen und bei denen Freundschaften zerbrechen. Das Buch hält aber auch viele amüsante Anekdoten parat.

Bilton schreibt unter anderem darüber:

– wie Twitter zu seinem Namen kam:
Noah Glass empfand einen Tweet, wie einen Hirnimpuls, der einen Muskel zucken lässt. Nach einem solchen Begriff suchte er im Wörterbuch, als der Dienst noch keinen Namen hatte. Das Wort „Twitch“, empfand er als nicht passend, schaute weiter unter den Wörtern, die mit „Tw“ anfingen. Dann kam er auf Twitter, was den Dienst seiner Meinung nach perfekt beschrieb.

– wer der erste Promi auf Twitter war:
Die Schauspielerin Janina Gavankar (@Janina) aus einer US-Fernsehserie war die erste Prominente, die sich bei Twitter angemeldet hat. Sie twittert bis heute täglich.

– wie das @-Zeichen eingeführt wurde:
Der Apple-Designer Robert Anderson benutzte das @-Zeichen laut Bilton zuerst auf Twitter, um Leuten zu antworten. Es dauerte nicht lange, bis andere Nutzer nachzogen und das Zeichen quasi von selbst einführten, ehe auch die Twitter-Programmierer nachzogen.

– wie Hashtags auf Twitter kamen:
Den Hashtag verwendeten einzelne Nutzer zunächst auf Flickr, um ihre Fotos thematisch zu bündeln. Der Designer Chris Messina fing an, den Hashtag auch auf Twitter zu verwenden, was anfangs auf wenig Gegenliebe bei den Gründern stieß. Auch die Hashtags setzten sich durch, weil die Nutzer selber anfingen, sie zu verwenden.

– wie Stars die Twitter-Gründer umgarnten:
Als absehbar war, welches Potenzial der Dienst hatte, machten die Stars den Twitter-Gründern regelrecht den Hof: Ashton Kutcher erhoffte sich laut Bilton Firmenanteile gegen die Nutzung des Dienstes, lud die Gründer dazu in sein Privathaus an den Swimming Pool ein. Bei einem Essen betranken sich Ev Williams und Biz Stone mit Al Gore, der ihnen eine Kooperation mit seinem TV-Sender vorschlug.

Als bezeichnend kann man den Wettlauf um den ersten Twitter-Account mit einer Million Followern sehen: Schauspieler Ashton Kutcher führte über Tage ein Duell mit dem Fernseh-Sender CNN. Kutcher war schneller in der Lage, eine Million Follower zu gewinnen, als der große Medienkonzern.

Warum man das Buch trotzdem mit Vorsicht genießen sollte

Im Vorwort erklärt Bilton, dass er die Interviews mit den Gründern als Hintergrundgespräche geführt hat, aber die Einverständnis hatte, die für das Buch zu verwenden. Man weiß nicht, welche Sichtweise sich im Buch letztlich durchgesetzt hat, zu welcher Person der Autor etwa den besten Draht hatte. Dadurch, dass im Buch nicht „so erzählte es xy“ gesagt wird, muss der Leser die Wahrheit von Bilton schlucken.

Dabei kommt Ev Williams sehr gut weg, wird am Ende als der Mann beschrieben, der edel sein Geld spendet und sich um die Familie kümmert. Jack Dorsey wiederum nimmt ein wenig die Rolle des Bad Boy an, der Ev Williams am Ende aus der Firma putscht und immer darauf bedacht ist, dass vor allem seine Leistung in der Öffentlichkeit gewürdigt wird.

Ich kann das Buch trotzdem jedem empfehlen, der sich für Twitter interessiert.

Nick Bilton, Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat. Campus Verlag, 2013, 335 Seiten, 24,99 Euro

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