Jeden Tag geben wir neue Daten in unsere Social-Media-Profile bei Facebook, Instagram, Twitter und Co. ein. Klar haben wir einen ungefähren Überblick, welche Daten wir wo über hinterlassen. Doch wir haben meist keine Vorstellung davon, was für ein genaues Bild sich über uns ergibt, wenn man diese Daten systematisch zusammensetzt.
Ich habe 8 Visualisierung-Tools mit meinen eigenen Social-Profilen ausprobiert und bewertet. Die Programme machen Social-Daten zum Teil eindrucksvoll sichtbar und können auch ein zusätzliches Element beim Storytelling sein. Sie alle haben eine Gemeinsamkeit: Die Tools sind nicht für Nerds, sondern leicht zu bedienen. Gleichzeitig zeigen sie, wie viele Daten wir dem Netz freiwillig anvertrauen.
Twitonomy (Twitter)
Twitonomy bietet eine Übersicht zu allen Aktivitäten des eigenen Twitter-Accounts und ist meiner Meinung nach das kostenlose Tool mit dem übersichtlichsten Dashboard. Geeignet für das eigene Profil, aber auch zur Analyse anderer Accounts. Auf eine Karte sieht man, an welchem Ort der eigene Account erwähnt wurde.
Zeigt in der Kategorie „Profile“ unter anderem, wie viele Tweets man in welchem Zeitraum abgesetzt hat, wie viele Links, Retweets, Hashtags, Favs es gab und mit welchen Nutzern man wie häufig interagiert hat. Wer diese Informationen und auch das Followerwachstum für bestimmte Zeiträume (Wochen, Monate) auswerten will, braucht allerdings die Premium-Version.
Außerdem kann man auswerten, wie viele eigene Tweets wie häufig retweetet wurden, wie viele Favs es gab. Twitonomy bietet eine optisch ansprechende Übersicht der eigenen Follower und Leuten, denen man folgt, an. Eine ausführliche Beschreibung der Funktionen findet ihr auch bei SocialMedia today.
Anmeldung: mit dem Twitter-Account.
Bedienung: kann jeder.
Mehrwert: Nützliche Detailinfos zum Account.
Fazit: Ausführliche Statistiken im Free-Bereich, für Analysen über gewählte Zeiträume benötigt man das Upgrade. Manchmal sehr lange Ladezeiten.
Follower Wonk (Twitter)
Wertet alle öffentlichen Daten der eigenen Follower oder von Leuten aus, denen man folgt. Dabei gibts erstaunlich viele Kategorien. Sinnvoll verknüpft können die einen echten Mehrwert – auch bei journalister Arbeit – liefern. Funktioniert für alle öffentlichen Accounts.
Beispiele der Kategorien: Wie oft twittern meine Follower und wann? Woher kommen sie und in welcher Sprache twittern sie? Was sind die häufigsten Wörter in ihren Biografien? Wie alt sind ihre Accounts? Wie einflussreich sind die Follower eines bestimmten Accounts?
Anmeldung: mit dem Twitter Account.
Bedienung: simpel.
Nutzwert: oh ja!
Fazit: sehr interessante Kategorien.
Tweeted Trips (Twitter)
Erstellt ein Bewegungsprofil anhand Tweets mit Standortangabe, stellt diese Tweets auf einer Google-Karte dar (siehe Screenshot). Im Menü kann man den Zeitraum der Tweets einstellen, klickt man die blauen Markierungen auf der Karte an, öffnet sich der jeweilige Tweet, man kann sich chronologisch durchklicken.
Ziemlich beeindruckendes Tool, was Journalisten gerade in Sachen Storytelling ergänzend einsetzen können. Die Karte lässt sich per HTML-Code einbinden. Weil bei Twitter alle Daten öffentlich sind, funktioniert Tweeted Trips auch für fremde Profile. Darüber sollte man sich bewusst sein: Wer häufig seinen Standort mittwittert, stellt ein solches Bewegungsprofil quasi öffentlich ins Netz.
Anmeldung: mit dem Twitter-Account.
Bedienung: total simpel.
Nutzwert: toll, um Geschichten anzureichern.
Fazit: einer meiner Favoriten.
Wolfram Alpha (Facebook)
Beeindruckende Statistik der eigenen Facebook-Daten. Deshalb interessant, weil man Zahlen zum eigenen Profil bekommt, denen man sich gar nicht bewusst ist. Das Layout kann jedoch nicht mit der Timemachine von Foursquare mithalten (siehe unten).
Ein Auszug der (vielen) Fragen, die der Dienst visualisiert beantwortet: In welchem Monat habe ich wie viele Fotos, Links und andere Statusupdates gepostet? An welchen Wochentagen bevorzugt? Welche Wörter habe ich am häufigsten in meinen Postings benutzt? Wer kommentiert meine Postings am häufigsten? Wie viele meiner Freunde sind in einer Beziehung? Wer ist der älteste/jüngste Freund? Aus welchen Ländern kommen meine Freunde?
Anmeldung: E-Mail, Passwort. Eine App greift auf die Facebook-Daten zu.
Bedienung: leicht.
Nutzwert: Mehrwert für Einblicke ins eigene Profil.
Fazit: ausprobieren.
Foursquare Time Machine (Foursquare)
Zeitreise der eigenen Foursquare Check-ins. Zeigt eindrucksvoll, was eigentlich jeder weiß und man doch so gerne vergisst. Foursquare speichert jeden Standort, jede Uhrzeit, jede Reise. Die optische Aufmachung ist beeindruckend, hier klickt man sich durch die digitale Vergangenheit.
Zusätzlich erstellt Foursquare eine optisch sehr ansprechende Infografik (siehe Aufmachercollage) zur Art der eigenen Check-ins, der häufigsten Orte, Städte und Plätze. War man häufiger Kaffee oder Bier trinken? War man häufiger mit dem Zug oder mit dem Flugzeug unterwegs? Optisch toll aufbereitet.
Anmeldung: mit dem Foursquare Log-in.
Nutzwert: optisch hochwertige Spielerei.
Bedienung: anmelden, klicken, fertig.
Fazit: allein wegen der Optik ausprobieren.
Statigr.am (Instagram)
Einfache und effiziente Möglichkeit, das eigene Instagram-Profil in allen erdenklichen Arten zu analysieren. Statigr.am zeigt unter anderem an: Wie viele Fotos habe ich in welchem Monat gepostet? Zu welcher Uhrzeit lade ich Fotos hoch? Welchen Filter habe ich wie oft benutzt benutzt und welchen noch nie? Wie hat sich die Anzahl der Fotos auf meinem Account entwickelt?
Weiter gibt es ausführliche Analytics zur Interaktionsrate auf die eigenen Fotos: Wie viel Prozent der User, die mir folgen, liken und oder kommentieren meine Fotos? Wie viele Nutzer außerhalb der eigenen Kontakte sind es?
Besonders nützlich zur Optimierung der Sichtbarkeit: Der Dienst zeigt optisch sehr übersichtlich an, welche Hashtags man selber benutzt und ob diese zu den Hashtags gehören, die auf Instagram am häufigsten verwendet werden (siehe Screenshot rechts).
Weiter gibts unter dem Menüpunkt „Snapshots“ kleine Infografiken über den eigenen Account. Unter anderem die Top-Follower und die Fotos mit der meisten Aktivität – was man natürlich wiederum auf Instagram teilen kann.
Anmeldung: über den Instagram Account.
Bedienung: einfach.
Nutzwert: ja.
Fazit: echter Mehrweit, weil Infos zur Optimierung der Sichtbarkeit.
Vizify (Twitter, Facebook, Foursquare, Instagram)
Analysiert das eigene Social-Profil (in diesem Fall Twitter) in vorgegebenen Schablonen. Erstellt Schlagworte, was man mag und worüber man spricht. Zeigt außerdem an, welche die erfolgreichsten Tweets sind und wer am häufigsten mit einem interagiert hat.
Die Kategorien erscheinen sehr starr und etwas willkürlich. Es besteht außerdem die Möglichkeit, eigene Profile, wie Instagram, Facebook und Foursquare, hinzuzufügen. Darin habe ich allerdings keinen Mehrwert gesehen. Lustig: Vizify erstellt einem ein eigenes Twitter-Video.
Anmeldung: über den jeweiligen Social-Account.
Bedienung: simpel.
Nutzwert: geht so.
Fazit: muss man (bislang) nicht haben.
LinkedIn Maps (LinkedIn)
Die Anwendung visualisiert die eigenen Kontakte auf LinkedIn und zeigt an, wer mit wem außerdem noch verbunden ist. Zu sehen ist so ein Beziehungsgeflecht in dem die Kontakte farblich in verschiedene Gruppen eingeordnet werden. Ein netter Überblick, nicht mehr und nicht weniger.
Anmeldung: mit dem LinkedIn-Login.
Bedienung: das schafft jeder.
Nutzwert: naja.
Fazit: eher was für Visualisierungs-Liebhaber.
Vorsicht: Schau bei allen Tools, wo welche Statistik von dir sichtbar wird. Statigr.am etwa generiert für dein Profil eine eigene URL. Achte darauf, die öffentliche Sichtbarkeit des Profil jeweils auszustellen, wenn du nicht möchtest, dass dies in den Google-Ergebnissen zu deinem Namen sichtbar wird.