Im Vergleich zu Facebook sind die (geschätzten) Nutzer-Zahlen von Twitter in Deutschland trotz Wachstum relativ gering. Besonders die Anzahl der deutschsprachigen Accounts, die mehr als 30 Tweets pro Monat veröffentlichen, hat mich überrascht: Sie liegt derzeit bei gerade einmal bei 99.000, wie die Webevangelisten am 13.11.2012 veröffentlicht haben. Gemessen an allen deutschen Internet-Nutzern ein wirklich schmaler Anteil.
Die Infografik zeigt die Unterschiede zwischen Twitter- und Facebook-Nutzerzahlen in Deutschland. Kurios: Während sich dies in den Fan- und Followerzahlen bei deutschen Fußballstars auch so widerspiegelt, ist dieses Verhältnis bei bekannten deutschen Politikern exakt umgekehrt.
Wenn im Fernsehen, etwa bei Wahlsendungen, über „dieses Internet“ berichtet wird, ist mittlerweile kaum noch von Facebook, sondern überwiegend von Twitter die Rede. Dabei ist die Masse der Leute in Deutschland hier offensichtlich gar nicht aktiv dabei. Das ist erstaunlich. Oder doch nicht?
Obwohl die Nutzungsunterschiede zwischen den Diensten so gravierend sind, haben die Minister mit aktiven Social-Media-Kanälen in vielen Fällen deutlich mehr Twitter-Follower, als Fans bei Facebook. In der Infografik sind als Beispiele Umweltminister Peter Altmaier und Familienministerin Kristina Schröder aufgeführt. Weitere Beispiele sind Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, SPD-Chef Sigmar Gabriel und – natürlich – fast sämtliche Piraten-Politiker.
Ganz anders die deutschen Fußballstars: Während fast alle Nationalspieler eine Facebook-Fanseite haben, betreiben nur wenige Spieler auch einen Twitter-Kanal – mit ausnahmslos geringerer Resonanz als bei Facebook. Gemessen an den Followerzahlen ist für Politiker Twitter wesentlich besser geeignet. Die Möglichkeit kurze und authentische Botschaften zu verbreiten findet hier mehr Resonanz als bei Facebook.
Passend zum Thema hat Nico Kirch (@nico_kirch) am 16.11.2012 auf seiner (spannenden) Seite Social Media Statistik mit Thomas Pfeiffer über die Twitter-Nutzerzahlen gesprochen. Pfeiffer hat für die Webevangelisten die Zahlen erhoben, die ich auch teilweise in der Infografik verwendet habe. Für ihn ist die reine Zahl der Twitter-Nutzer gar nicht entscheidend, sondern vielmehr, wie viele Influencer auf der Plattform aktiv sind (klickt auf die Seite für das ganze Interview).
Ausblick
Ich bin sehr gespannt, wie sich die derzeit geringen Twitter-Nutzerzahlen im Hinblick auf die Bundestagswahl im Herbst 2013 entwickeln werden. Interessant dürfte sein, was sich die deutschen Politiker für den Wahlkampf von Barack Obamas Social-Media-Strategen abgeschaut haben (und was nicht). Ähnliches gilt natürlich auch für Journalisten. Es gibt also durchaus plausible Gründe, warum der Dienst bei der Wahl eine herausgehobene Rolle spielen könnte.
Im Oktober dieses Jahres erklärte Katie Stanton, bei Twitter für das internationale Geschäft verantwortlich, dass man seit Frühjahr 50 Prozent mehr aktive Nutzer in Deutschland habe. Im (für Twitter) günstigsten Fall wird das Wachstum im kommenden Jahr deutlich höher ausfallen.
Zu den Zahlen: Die Infografik soll eine ungefähre Einordnung geben, liefert aber keine exakten Zahlen. Unter anderem wurden die Quellen zeitversetzt veröffentlicht: Die aktuelle ARD-Online-Studie wurde im August veröffentlicht, die Zahlen bei den Webevangelisten und Allfacebook im November, die Focus-Zahlen im Oktober. Es handelt sich jeweils nicht um offizielle Zahlen, sondern um Schätzungen. Dies gilt auch für die Prozentzahlen der Twitter-Accounts, die mehr als 30 bzw. 10 Tweets pro Monat abgeben: Die absoluten Zahlen dieser Accounts beziehen sich auf deutschsprachige Tweets. Die Gesamtzahl der „Onliner“ bezieht sich auf Deutschland. Tatsächlich dürften diese Prozentzahlen also noch etwas geringer ausfallen.
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