Journalist | Social Media | Digital

Wie soziale Netzwerke in Zukunft ausgerichtet sein müssen und was StudiVZ falsch gemacht hat

studivz„Als ich mich im Dezember 2012 erstmals bei den VZ-Netzwerken eingeloggt habe, hab ich geglaubt, in einer Geisterstadt zu sein.“ So hat mir Joseph Nejman während unseres Gespräch sein erstes Erlebnis mit MeinVZ geschildert. Nejman kommt aus San Francisco und ist seit Dezember Managing Director der VZ-Netzwerke. Für Bild.de habe habe ich mich mit ihm über seine Pläne mit den VZ-Netzwerken gesprochen, die mittlerweile noch zwölf Mitarbeiter haben.

Im Zuge der Recherche haben mir Online-Strategie-Berater Michael Praetorius und Social-Media-Experte Markus Sekulla außerdem erläutert, welche Fehler die VZ-Netzwerke in der Vergangenheit gemacht und unter welchen Bedingungen soziale Netzwerke neben Facebook überhaupt erfolgreich sein können. Ihre ausführlichen Zitate habe ich mit freundlicher Genehmigung beider hier dokumentiert.

Michael Praetorius (@praetorius, praetorius.com) über…

..die Fehler der VZ-Netzwerke

„StudiVZ war ein Klon von Facebook, der technisch von Beginn an unterlegen war und nie diesen internationalen und wirtschafltichen Weitblick hatte. Facebook wurde über die Jahre zur Plattform mit unterschiedlichen Anwendungen. StudiVZ ist dagegen eine Community geblieben, wie auch MySpace. Google+ versucht sich dagegen mit seinen vielen zusätzlichen Funktionen auch wie Facebook als international und vernetzte Plattform auszurichten.“

..die Zukunft von Xing

„Xing wird in den kommenden Jahren besonders durch die internationale Jobbörse LinkedIn noch stärkere Konkurrenz bekommen. Xing ist auf den deutschsprachigen Markt ausgerichtet und hat deshalb beschränkte Wachstumschancen.“

..wie Netzwerke künftig ausgerichtet sein müssen

„Ich glaube, soziale Netzwerke werden in der Zukunft nur international funktionieren. Viele deutsche Netzwerke haben die Globalisierung in diesem Punkt nicht verstanden und entsprechend viele Nutzer verloren.“

„Soundcloud etwa ist auch ein deutsches Netzwerk. Die haben aber verstanden, dass sie national nicht überleben können und nur international funktionieren.“

..was Netzwerke zusätzlich leisten müssen

„Für die Zukunft ist es wichtig, dass Netzwerke das Prinzip „Mobile First“ konsequent umsetzen, ihre Funktionen also zunächst an der mobilen Nutzung ausrichten. 
Soziale Netzwerke müssen externen Entwicklern außerdem über ihre API-Schnittstelle die Möglichkeit geben, Anwendungen zu entwickeln.

..die Bedeutung von sozialen Netzwerken für die eigene Reputation

Unsere Facebook-Freunde oder die Twitter-Community werden zunehmend zu unserem digitalen Schatten, der uns Reputation und Glaubwürdigkeit verleiht. Schon jetzt können wir uns mit unserem Twitter- oder Facebook-Login bei vielen Anwendungen einloggen. Das ist gerade im Bereich der Shareconomy wichtig, denn es schafft Vertrauen.“

Markus Sekulla (@markussekulla, krawattentraeger.de) über…

..die Fehler der VZ-Netzwerke

„Im Gegensatz zu StudiVZ war Facebook schnell international aufgestellt und auch bei Innovationen immer führend. Als StudiVZ auf den Markt kam, hat es Facebook zunächst kopiert. Facebook aber hat weit mehr in die Entwicklung gesteckt und sein Netzwerk ständig weiterentwickelt, etwa den Newsfeed, Like-Button oder Unternehmensseiten eingeführt. Hier ist StudiVZ einfach nicht hinterher gekommen.“

„Facebook hat sich auch an die lokalen Bedürfnisse der Nutzer angepasst. So haben sie es mit Fanseiten und der Gruppenfunktionen geschafft, auch lokale Netzwerke wie Lokalisten weitestgehend zu verdrängen.“

„Heutzutage gehören Foren zu den am meisten unterschätzten und extrem erfolgreichen Netzwerken. Hier finden die Nutzer Antworten auf Fragen, die sie in den bekannten sozialen Netzwerken nicht auf Anhieb finden. Beispiele hierfür sind Motor-talk.de oder planet-liebe.de.“

..die Herausforderungen für Xing

„Mit der Ausrichtung auf die Arbeitswelt hat Xing eine Nische gefunden, mit der man sich bislang noch gegen die internationale Konkurrenz behaupten kann. Viele Xing Mitglieder sind zudem bereit, für Premium Accounts zu zahlen. Wenn man Geld für eine Leistung bezahlt, fällt es den Nutzern schwerer, sich wieder aus dem Dienst abzumelden. Aber auch hier gibt es internationale Konkurrenz mit Linkedin. Auf Lange Sicht wird es Xing gegen Linkedin schwer haben.“

..wie soziale Netzwerke in Zukunft erfolgreich sein können

„Alles, was einen Mehrwert bietet oder eine Nische bedient, hat eine Chance zu bleiben. Besonders gut können sich neue Netzwerke dort etablieren, wo Facebook Schwächen hat. Instagram ist ein gutes Beispiel hierfür, es besticht durch seine schiere Einfacheit und ist in den USA bereits riesengroß.“

„Wichtig ist, dass die Apps stabil laufen. Große Netzwerke wie Facebook tun sich schwer, die vielen Funktionen gut in einer App bereitzustellen. Hier haben es Dienste wie Instagram, die nur einige wenige Funktionen haben, etwas leichter. Ein weiteres Beispiel hierfür ist Whatsapp.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

2 Gedanken zu “Wie soziale Netzwerke in Zukunft ausgerichtet sein müssen und was StudiVZ falsch gemacht hat”