Die Empfehlungen zum Thema digitale Medien und Urlaub sind ja eindeutig. Das Smartphone soll während der arbeitsfreien Zeit keinesfalls berufliche E-Mails ausspucken, der Nutzer doch bitte sein vom Netz verwabbeltes Hirn entgiften.
Aber muss richtiger Urlaub wirklich auch Urlaub vom Internet sein?
Eine allgemein gültige Antwort habe ich bei der Reflexion meines eigenen Medienverhaltens in der arbeitsfreien Zeit auf diese Frage nicht gefunden. Aber doch einige klare Abstufungen für die Zeit im Ausland, in der Heimat oder bei Freunden.
Urlaub im Ausland
Mein Strandurlaub im Ausland fand ohne Laptop und Tablet-Computer statt. Mein Smartphone hatte ich meist einmal am Tag für eine halbe Stunde eingeschaltet, allerdings ohne die mobilen Daten zu aktivieren. Also für SMS, entgangene Anrufe oder die Mailbox. Keine E-Mails. Gefehlt hat mir in diesen Tagen: Nichts.
Mein Leseverhalten war auf analoge Zeitungen und Bücher reduziert. Was ich in diesem Fall sehr geschätzt habe: Sich so ganz auf eine Zeitung oder ein Buch einlassen zu können. Eine solche Woche, abseits vom Alltag, habe ich ganz hervorragend ohne Internet überstanden.
Ob es anders wäre, wenn das Hotel sein WiFi allen Urlauben einfach immer zur Verfügung stellt? Möglich. Ein Verlangen hatte ich in dem Umfeld jedoch nicht.
Urlaub unterwegs in Deutschland
Wenn ich Freunde in Deutschland besuche, ist der Laptop mit dabei. Eingeschaltet ist er kaum. Weniger Laptop ist allerdings mehr Handy: Das Smartphone kämpft stündlich gegen den Akku.
Was ich in solchen Situationen aber auch im Jahr 2012 noch als extrem störend empfinde: Funktionierende Grundfunktionen sind bei Smartphones noch immer keine Selbstverständlichkeit. In solchen Situationen wünsche ich mir keine Mega-Kamera und kein Super-Display, sondern einfach nur einen ordentlichen Akku und eine halbwegs passable Netzverbindung.
Mit o2 habe ich auf dem Smartphone laut Speedtest aber selbst in Berlin mit UMTS eine Geschwindigkeit von maximal 1,77 MBit/Sekunde, in der Regel meistens weniger. Das macht die Nutzung irre mühsam, schränkt sie ein und frisst den Akku auf.
Urlaub daheim
In der eigenen Wohnung Urlaub vom Internet machen? Ein schwieriges Unterfangen, das mir überdies auch nicht sinnvoll erscheint. In viel zu vielen Bereichen hat das Netz längst unseren Alltag erobert und erleichtert. Martin Giesler hat das in seinem Text „Ich atme das Internet“ schön beschrieben.
Fotobearbeitung, Kartendienste, Laufprogramm, Messenger, Netzwerke, Newsseiten – ich finde es erstaunlich, wie viele Apps man mittlerweile ganz selbstverständlich pro Tag benutzt. Klar, sie – und der heimische Netzzugang – bieten unendliche Funktionen, in denen natürlich auch die Gefahr besteht, sich zu verlieren. Sie bieten aber noch viel größere Hilfen und einen großen Gewinn an Lebensqualität.
Und: Ich beschäftige mich nicht Blogs, Twitter, Facebook & Co., weil es zu meinem Beruf gehört, sondern weil es spannend ist und Spaß macht – auch außerhalb der Arbeit.
Fazit
Wenn ich mich für einige Tage voll und ganz aus dem Alltag verabschiede, finde ich es absolut ok, auch die Internetverbindungen zu kappen. Ob das auch noch der Fall sein wird, wenn der Netzzugang in Hotels so selbstverständlich zur Ausstattung gehört, wie warmes Wasser? Ich weiß es nicht. Da das Internet unser Leben aber längst durchdrungen hat, darf Urlaub vom Alltag durchaus auch Urlaub vom Internet heißen.
Auf digitales Fasten im eigentlichen Alltag oder auch unterwegs verzichte ich allerdings. Ja, man verplempert natürlich auch Zeit – besonders, wenn man sie mal hat. Und ja, natürlich ist ein manchmal überlegter Zugang sinnvoll. Die Vorteile, die wir mittlerweile durch das Netz im Alltag haben, sind jedoch ein derart großer Gewinn, dass ich nicht darauf verzichten möchte.
Nicht auf die Laufapp, nicht auf den Second-Screen beim Tatort, nicht auf Online-Buchungen, nicht auf den Nachrichtenstrom und die unzähligen anderen Dinge, die für uns längst selbstverständlich geworden sind.
Link zum Thema: In der Reihe „Immer Online? Wie nutzen Sie Internet und Handy im Urlaub?“ haben zuletzt einige Persönlichkeiten erzählt, wie sie mit Handy & Co. im Urlaub umgehen.