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Infografiken selbst erstellen: Welche Web-Tools es gibt und was sie können

Die Infrastruktur zum Thema Datenjournalismus ist ja mittlerweile durchaus beachtlich. Es gibt Open-Data-Projekte, spannende Social-Media-Auswertungstools und auch mehrere Dienste, mit denen jeder relativ einfach Daten visualisieren kann. In den vergangenen Monaten habe ich immer mal wieder einige dieser Visualisierungs-Tools ausprobiert, zuletzt um zu zeigen, wie die zweite „Wetten, dass…?“-Sendung von Markus Lanz Twitter in Deutschland dominiert hat.

Die nachfolgende Übersicht zeigt, welche Dienste es gibt, wie man sie sinnvoll nutzen kann und was sie kosten.

infogr.am

Screenshot: infogr.am

Die Web-App des Start-ups aus Lettland ist seit Oktober dieses Jahres in der Beta-Phase. Als Nutzer kann man zwischen sechs Infografik-Vorlagen wählen. Der Baukasten ist simpel: Elemente, wie Bilder und Tabellen, per Drag & Drop einfügen, fertig. Tabellen werden als csv-Dateien hochgeladen und automatisch in Grafiken umgewandelt. Man kann zwischen zwölf Tabellen-Vorlagen wählen.

Der Preis für die Einfachheit ist die mangelnde Flexibilität. Bilder haben eine statische Größe, Elemente können nicht übereinander gelegt, Schriften nicht ausgewählt und ebenfalls nicht in der Größe angepasst werden. So entsteht aus den optisch meist ansprechenden Vorlagen nach Eingabe eigener Daten ein statisches Etwas, das wenig attraktiv daherkommt. Wer einen genauen Plan hat, der auf eine der Vorlagen passt, der wird hier glücklich. So richtig frei ist man bei der Erstellung bislang jedoch nicht.

Ein Vorteil ist, dass die Nutzer unbegrenzt Bilder und Videos hochladen und einfügen können. Eine kostenpflichtige Version gibt’s bislang nicht, laut Menü ist aber ein Store in Planung. Die optische Aufmachung in der Gesamtheit deutet meiner Meinung nach an, dass die Macher in der richtigen Spur sind und man die Web-App auf jeden Fall im Auge behalten sollte.

visual.ly

Screenshot: visual.ly

Die Seite präsentiert sich sehr aufgeräumt und ist optisch – verständlicherweise – ein echter Hingucker. Genau hier liegt aber auch der Anspruch: Visual.ly versteht sich als High-Class-Marktplatz, der gute Grafiker und anspruchsvolle Auftraggeber zusammenbringen will. Für Designer ist es gleichzeitig eine Art Showroom und soziales Netzwerk. Sie können ihre Arbeiten präsentieren, es ist möglich anderen Usern zu folgen. Freigegebene Grafiken können zudem von jedem auch auf der eigenen Seite eingebettet werden. Wer eine Infografik bei einem echten Experten hier in Auftrag geben möchte, der wird garantiert fündig, muss aber auch einen stattlichen Preis einkalkulieren.

Das Portal hat zudem einen Bereich, bei dem Nutzer zwei vorgegebene Grafiken kostenlos ausprobieren können: Der User kann seinen Twitter-Namen eingeben und so seine dort gespeicherten Daten mit denen von Prominenten vergleichen.

Ernsthaft selber aktiv werden kann man auf dieser Seite nicht. Trotzdem lohnt sich ein Blick in die Community und besonders auf die Grafiken, die dort präsentiert werden. Die Seite gibt dem Besucher tolle Beispiele an die Hand, wie man Daten optisch hochwertig visualisieren kann.

datawrapper.de

Weitgehend unbemerkt – auch in der Netzwelt – ist Anfang November die 1.0-Version von Datawrapper herausgekommen, die nunmehr die Beta-Version ersetzt. Das kaum einer davon Notiz genommen hat, wundert mich sehr.

Der Dienst ist ein Open-Source-Projekt des Bildungswerks für Zeitungen. „Einfach“, „Volle Kontrolle“, „Anpassbar“ – das sind die Schlagworte, mit denen die Macher auf der Seite den Dienst beschreiben. Man muss tatsächlich sagen: Die Nutzerführung könnte nicht besser sein. Daten hochladen, Grafik auswählen, einbetten, fertig. Eine simple Grafik lässt sich hiermit innerhalb weniger Minuten erstellen – ohne irgendwelche Vorkenntnisse.

Screenshot: datawrapper.de

Die Farben können angepasst werden, man kann zwischen fünf Diagrammtypen und drei Design-Arten wählen. Dazu können Titel und auch Untertitel hinzugefügt werden. Man merkt dem Dienst förmlich an, wie viel Mühe die Macher investiert haben, um den Nutzern die wichtigsten Elemente für ein verständliches Diagramm einfach aufzubereiten. Da sind Leute am Werk, die wissen, was für Diagramme wichtig ist. Unbedingt mal ausprobieren! Ich habe Datawrapper bislang unter anderem genutzt, um neue Fans, Likes und Kommentare der Dschungelcamp-Teilnehmer 2013 auf Facebook zu vergleichen.

Nachtrag, 11.11., 12.52 Uhr: Blasius Kawalkowski von Inside Handy hat mich auf die Schwierigkeit des Begriffs Infografik bei Datawrapper hingewiesen. Deshalb sei an dieser Stelle noch einmal betont: Im Gegensatz zu den anderen drei Diensten kann man mit Datawrapper keine klassischen Infografiken, sondern Diagramme erstellen.

pikotchart.com

Für Infografiken auf dieser Seite habe immer mehrere Dienste ausprobiert, letztlich bin ich bislang aber stets auf Piktochart zurückgekommen (Beispiel: Das kuriose Fan-Follower-Verhältnis bei deutschen Politikern und mögliche Auswirkungen auf künftige Twitter-Nutzerzahlen)

Screenshot: piktochart.com

Wer die kostenlose Version nutzt, muss mit einigen Einschränkungen klarkommen, letztlich hat man hier allerdings eine hohe Flexibiliät: Eigene Bilder können in der Größe angepasst werden, Elemente ebenfalls. Man kann alle möglichen Elemente übereinanderlegen oder drehen und auch die Schriftgröße und -Art aussuchen.

Es gibt eine Premium-Version für 29 Dollar pro Monat. Hier hat man 80 Grafik-Vorlagen zur Auswahl, kein Piktochart-Wasserzeichen am unteren Rand und kann unendlich viele eigene Bilder und Grafiken hochladen.

Wer kein Geld zahlen möchte, muss mit folgenden Einschränkungen leben: Der Upload von eigenen Bildern und Icons ist auf fünf beschränkt. Es stehen sechs Infografik-Vorlagen zur Auswahl. Der fertige Infografik kann zudem nicht als HTML eingebettet, sondern muss als .png runtergeladen werden, was in der Ansicht natürlich zu Qualitätsverlusten führt.

Gerade durch die vielen kleinen Elemente, die man frei auf seine Grafiken packen kann, ist dieser Dienst aber auch in der kostenlosen Version ziemlich flexibel. Wer sich nicht scheut, auch ein wenig herumzuprobieren, kann hier ansprechende Ergebnisse erzielen. Der Dienst hat aktuell auch ein Update angekündet, aber noch keine Details verraten.

Easel.ly (Nachtrag, 21.01.2013)

Wer gerne mit grafischen Elementen arbeitet und keine Daten aus Tabellen importieren muss, der findet bei Easel.ly vergleichsweise viele Möglichkeiten. Der Dienst befindet sich noch in der Beta-Version, hat gegenüber gegenüber den übrigen Programmen aber den Vorteil, dass es quasi keine Einschränkungen gibt. Das Programm ist eine Web-App, die bereits eine große Auswahl an Grafiken (Menschen, Bäume, Tiere, etc.) bereithält. Außerdem besteht die Möglichkeit, unbegrenzt eigene Dateien hochzuladen und einzufügen.

easel.ly
Screenshot: Easel.ly

Praktisch: In der App lassen sich alle Elemente unbegrenzt vergrößern, verkleinern und verschieben, wodurch der Nutzer eine sehr große Gestaltungsfreiheit hat. Da es bislang keine kostenpflichtige Version gibt, haben die Nutzer auch keine Einschränkungen, wie etwa bei Piktochart.

Wie oben schon erwähnt, können allerdings keine Daten aus Tabellen importiert werden, was besonders für Auswertungen sehr schade ist. Auch lassen sich die Schaubilder nicht nach unten verlängern. Der Dienst taugt insgesamt, um mit einfachen Mitteln optisch relativ ansprechende Schaubilder zu kreieren. Beispiel: Ich habe mit Easel.ly eine Grafik zur den Facebook-Fans der Dschungelcamp-Teilnehmer erstellt.

Gesamtfazit: Es gibt kein Programm, das einen „normalen“ Nutzer zu einem Top-Infografiker macht. Das ist verständlich. Mit etwas Geschick und Gespür für relevante und interessante Daten ist es aber durchaus möglich, ansprechende Grafiken zu erstellen. Die Möglichkeiten für Journalisten und Blogger sind in diesem Bereich heute jedenfalls besser als je zuvor – man muss sie nur nutzen.

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