Gegenüber Facebook sind die Nutzeranteile von Google+ vergleichsweise gering. Manche sagen, Google+ wäre eine Geisterstadt. Meine Erfahrung ist: Auch über Google+ ist es möglich, Inhalte viral zu verbreiten. Sogar für Mitglieder, die „nur“ eine dreistellige Anzahl an Leuten in ihren Kreisen haben. Und in einigen Fällen gelingt das sogar besser, als bei Facebook oder Twitter.
Ich erzähle das, weil ich vor einigen Tagen diese Erfahrung gemacht habe – und zugegebenermaßen zunächst auch erstaunt war: Ausgangspunkt war die Ergänzung eines Blogposts, wie man Infografiken selbst erstellt. Den erweiterten Blogbeitrag habe ich auf Twitter und meinem Google-Plus-Profil gepostet – allerdings zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Unter der Woche um 23.20 Uhr, wo er auf Twitter schnell in der Bedeutungslosigkeit verschwand.
Zumindest der Link sollte es über Umwege später aber noch einmal auf Twitter schaffen, obwohl die Halbwertszeit von Tweets im Durchschnitt ja bekanntlich nur 18 Minuten beträgt, wie Peter Bray von Seomoz im November 2012 errechnet hat.
Gut möglich, dass mir in diesem Fall die noch nicht vollständige Durchmüllung der Feeds von Google Plus-User zu Gute kam. Denn dort „überlebte“ der Beitrag die ganze Nacht. Am nächsten Morgen um 7.39 Uhr teilte ein Google Plus-Nutzer mit mehr als 6500 Leuten in seinen Kreisen den Beitrag – der Schneeball-Effekt sprang nach kurzer Zeit auch auf Twitter über. Dass der Beitrag anschließend auch auf vielen Facebook-Pinnwänden geteilt wurde, ergab sich im Zuge dessen fast von alleine.
Bei Google Plus gibt es das Tool Ripple, mit dem man sehen kann, wer wann die eigenen Beiträge öffentlich geteilt hat. Es zeigt, dass es gar nicht besonders lange dauerte, eher der Beitrag – ohne mein Zutun – auch getwittert wurde, wie ich über Tweetreach nachverfolgen konnte. Auf das Blog kamen laut WordPress Statistik letztlich mehr als doppelt so viele Besucher von Google+ als von Facebook und mehr als viermal so viele als über Twitter.
Was ich über die Nutzung von Google+ gelernt habe
Vermutlich ist das Feedback auf Beiträge in vielen Fällen geringer, als etwa bei Facebook. Das Beispiel aber hat mir gezeigt, dass man etwas verpasst, wenn man Google+ links liegen lässt. Aus zwei weiteren Gründen sehe ich das Netzwerk sogar als sinnvolle Ergänzung zu Twitter und Facebook:
- Die Kommentarkultur ist angnehmer und gewinnbringender, als bei einem Großteil der Facebook-Posts. Manchmal habe ich den Eindruck, dass Facebook bezüglich der Kommentare im Gegensatz zu Google+ eine Müllhalde ist.
- Eine Schnittmenge zwischen Facebook und Google Plus Nutzer „Freunden“ habe ich überhaupt nicht. Die Schnittmenge zwischen Twitter-Followern und Leuten in Google-Plus-Kreisen ist zwar etwas höher, aber ebenfalls nicht viel mehr als vielleicht 30 Prozent (geschätzt).
Mein Fazit
Es geht mir hier nicht darum, ein Netzwerk als das Bessere oder Schlechtere anzupreisen, sondern aufzuzeigen, dass man selber mit Google+ auch einen zusätzlichen Mehrwert zu Twitter oder Facebook erzielen und auch in der vermeintlichen Geisterstadt Inhalte viral verbreiten kann. Ich kann jeden nur ermutigen, die Funktionen auszuprobieren und in dem Rahmen auf Google+ aktiv zu sein, wo es beruflich (oder privat) sinnvoll erscheint.
2 Gedanken zu “Von wegen Geisterstadt: Wie sich ein Blogpost über Google+ viral verbreitet – ein Erfahrungsbericht”
Reblogged this on Ich sag mal.
Google+ wird halt hauptsächlich Geschäftlich und wenig privat genutzt – daher ist die Verbreitung darüber so unattraktiv.