“Deutschland Deine Blogger – ein persönlicher Report über die Blogosphäre.” So haben Prof. Dr. Andrea Beyer und Prof. Dr. Lothar Rolke von der Fachhochschule Mainz ihr Buch genannt, in dem sie im März 2013 gemeinsam mit Studierenden 50 deutsche Blogger porträtiert und eine Bestandsaufnahme zur Situation deutscher Blogs vorgenommen haben.
Das Buch analysiert zunächst die Unterschiede zwischen deutschen und amerikanischen Blogs. Klar gibt es auch in Deutschland ziemlich erfolgreiche Projekte, der Unterschied zu den USA ist laut Beyer und Rolke aber, dass es den deutschen Blogs derzeit nicht gelingt, die Massenmedien “partiell” zu ersetzen. Heißt: Blogs haben es hierzulande schwer, sich neben klassischen Medien zu etablieren.
Auch die Reichweite von Blogs ist in Deutschland vergleichsweise gering. Die Anzahl der deutsche Internet-User, die Blogs lesen, liegt laut ARD/ZDF Online-Studie 2012 seit Jahren bei rund sieben Prozent, was etwa drei Millionen Menschen entspricht. Klingt viel, ist aber nicht so richtig viel.
Auffällig sind laut den Autoren auch die kulturellen Unterschiede zwischen den USA und Deutschland: Während viele Firmenchefs in Amerika leidenschaftlich gerne twittern und bloggen, gibt es in Deutschland kaum einen Konzernchef, der überhaupt bei Twitter aktiv ist, geschweige denn ein eigenes Blog hat. Ein Exot ist hier bislang Bertelsmann-Chef Thomas Rabe, der am 19. April 2013 seinen ersten Tweets absetzte und bislang (Stand: 05.05.2013) fünf Twitter-Nachrichten verfasst hat.
Just choose this nice friday afternoon to send out my first tweet ever. Looking forward to be part of the community.
— Thomas Rabe (@ThomasRabe65) 19. April 2013
Bei dem folgenden Satz vermuten Beyer und Rolke, dass es “für den größten Teil der Blogosphäre insgesamt zu gelten scheint”:
“Sie ist die Welt des Hintergründigen, der Details und des Liegengelassenen, der persönlichen Vorlieben und zufälligen Beobachtungen, des ansonsten vergessenen Gedankens und der kleinen Überraschung, was meist im Abseits bleibt und nur von einer kleinen Fangemeinde regelmäßig verfolgt wird.”
Für 99 Prozent der Blog-Inhalte gelte laut Beyer und Rolke, dass sie lediglich eine Nischenaufmerksamkeit erhalten. Die Chance auf eine breite Öffentlichkeit sei allerdings stets gegeben.
Trotzdem gibt es laut den Autoren in Deutschland aber längst auch Angebote, die meinungsbildend sind, von Multiplikatoren gelesen werden und auf ihrem Gebiet Spitzenleistungen erbringen.
Es folgen Porträts von 50 Bloggern mit allen nur denkbaren Themengebieten – vom Finanzblog (dieboersenblogger), Firmenblog (Daimler), Techblog (iphone-ticker.de) bis hin zum Supermarktblog (shopblogger.de/blog) ist alles dabei.
Weil der Text über die jeweiligen Blogger letztlich nur über eine DIN-A5-Seite geht, fehlt den Porträts manchmal leider ein wenig an Tiefe. Was bei allen aber deutlich wird: Jeder der vorgestellten Blogger ist Überzeugungstäter und brennt für sein Projekt.
Insgesamt bietet das Buch eine interessante Bestandsaufnahme der deutschen Blogosphäre und hat mir außerdem noch einige Blogs aufgezeigt, die mir bis dahin gänzlich unbekannt waren.
Andrea Beyer/Lothar Rolke: Deutschland Deine Blogger. Ein persönlicher Report aus der Blogosphäre. Mainz 2013. Preis: 12 Euro zzgl. Versandkosten.
Hier könnt Ihr das Buch bestellen.