Die Berliner Polizei hat ein spannendes Experiment gewagt: Der Einsatz-Account @PolizeiBerlin_E hat von Freitag (19.00 Uhr) bis Samstag (19.00 Uhr) die Polizei-Einsätze in der Stadt in Echtzeit getwittert. Schnell nach Beginn der Aktion war klar: Eine geniale Idee von der öffentliche Einrichtungen und Behörden viel lernen können.
Mit rund 1000 Tweets in 24 Stunden zeigte die Polizei das, was sich niemand vorstellen kann: Was passiert eigentlich an einem ganz normalen Tag in Berlin? Wobei es eigentlich heißen muss: Wie sieht der tägliche Wahnsinn in Berlin aus?
Im #MärkischenViertel wird mit Pyroteschnik auf brütende Vögel geschossen. #24hPolizei
— PolizeiBerlinEinsatz (@PolizeiBerlin_E) 6. Juni 2014
Wer sich durch die Timeline des Einsatz-Accounts scrollt, stellt schnell fest: In dieser Stadt gibt es nichts, was es nicht gibt. Jeden Tag, jede Stunde. Wahnsinnig lustig, bedrückend, skurril, unheimlich, traurig, herzlos – alles. Kann man sich nicht ausdenken.
13jährige streitet sich mit ihrer Mutter in #Spandau, da diese angeblich das Internet gesperrt hat. #24hPolizei
— PolizeiBerlinEinsatz (@PolizeiBerlin_E) 7. Juni 2014
Genau dieser Einblick faszinierte viele Nutzer auf Twitter: In den 24 Stunden konnte der Account rund 12.000 neue Follower gewinnen.
Auf #Tempelhofer Feld soll sich eine Person mit Samurai-Schwert bewegen. #24hPolizei
— PolizeiBerlinEinsatz (@PolizeiBerlin_E) 7. Juni 2014
Mit fast 20.000 Followern ist der Einsatz-Account der Berliner Polizei nunmehr der mit Abstand größte Twitter-Polizei-Account in Deutschland (Eine Übersicht bietet diese Liste bei Pluragraph). Für die vergleichsweise bescheidenen Größenverhältnisse von Twitter in Deutschland ist das eine respektable Zahl.
Ein Anrufer zeigte sich besorgt über 500 Personen im Schwimmbad am #Insulaner. Entwarnung. Es sind Badegäste. #24hPolizei
— PolizeiBerlinEinsatz (@PolizeiBerlin_E) 7. Juni 2014
Über den Twitter-Account zeigte die Polizei in 24 Stunden, was die Polizisten im Streifendienst eigentlich den ganzen Tag machen, was alles bei ihnen aufläuft, worum sie sich kümmern müssen – natürlich jeweils aus Sicht der Polizei.
Hundesalon #Wedding. Empörung von Frauchen über Frisur ihres Hundes eskalierte zu Beleidig., Körperverletz. und Platzverweis #24hPolizei
— PolizeiBerlinEinsatz (@PolizeiBerlin_E) 7. Juni 2014
Die Polizei erhofft sich durch #24hPolizei vor allem Aufmerksamkeit bei der jüngeren Generation, da sie in den nächsten Jahren viel Personal sucht. Ich glaube zwar nicht, dass man über Twitter massenhaft Personal rekrutieren kann, die Sache mit der Aufmerksamkeit in einer – wenn auch spitzen – Zielgruppe hat aber geklappt.
90-jähriger Ehemann verprügelt seine 80-jährige Ehefrau, die zur Nachbarin flüchtet und uns alarmiert. #24hPolizei
— PolizeiBerlinEinsatz (@PolizeiBerlin_E) 7. Juni 2014
Mit den Tweets hat die Polizei meiner Meinung nach außerdem sehr viel für das digitale Image getan. Gerade Behörden sagt man – häufig zu Recht – eine gewisse Rückständigkeit nach, was soziale Medien angeht.
Die Aktion #24hPolizei zeigt, wie es anders geht – und ist hoffentlich Inspiration für andere öffentliche Einrichtungen und Behörden: Mutig sein, Dinge ausprobieren, in den Dialog gehen, zeigen, was man eigentlich den ganzen Tag macht. Und ja, man darf sogar zeigen, dass man Humor hat. Das kommt an. Ich habe in meiner Twitter-Timeline zumindest fast ausschließlich positive Reaktionen auf die Aktion gelesen.
Wenn die @PolizeiBerlin_E am Sonntagabend twittern würde, könnte der #tatort einpacken.
— Ilse Mohr (@IlseMohr) 6. Juni 2014
@PolizeiBerlin_E Leute, ihr könnt doch nicht wirklich nur 24 Stunden lang twittern! Das muss weitergehen! 😀
— Queen of Quok (@terrorzicke) 7. Juni 2014
In diesem Storify sind 10 weitere skurrile Tweets zusammengefasst, die mir am Freitag und Samstag aufgefallen sind.
Hier könnt ihr euch die durch gesamte Timeline des Accounts scrollen.
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Über den ersten Twitter-Einsatz der Berliner Polizei bei einer Demo in Moabit habe ich am 23. März 2014 diesen Beitrag verfasst.
Ein Gedanke zu “Mehr davon! Was Behörden von der Twitter-Aktion der Berliner Polizei lernen können”