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Warum Journalisten auf junge Leute zugehen müssen – und nicht umgekehrt

Das Twitter-Profil von @dagibeee

Wenn wir Social-Media-Menschen konferieren, fühlen wir uns eigentlich sehr jung. Neulich aber hatten wir eine 16-jährige Schülerpraktikantin – und sahen ganz schön alt aus.

Es war der Moment, als jemand fragte, welche sozialen Netzwerke sie nutzt. Instagram, Snapchat – Facebook nur noch passiv. Auf einem normalen Computer? Nee. Stationäre Nachrichtenseiten? Was soll ich denn damit!? Und News-Apps? Was ist das?!

Wir hören gebannt zu und vergessen für zehn Minuten die Zeit.

Klar, jeder weiß, dass es in unserer Zeit Unterschiede im Mediennutzungsverhalten zwischen Teenagern und Erwachsenen gibt.

Trotzdem: Es war ein Moment, der verdeutlichte, wie groß der Unterschied mittlerweile eigentlich ist. Ein Moment, in dem man merkt: So wie sie es schildert, hat ein Journalist kaum eine Chance sie zu erreichen, weil sie ganz woanders unterwegs ist.

Das ist absurd. Schließlich ist unsere Praktikantin ein ganz normaler Teenager.

In Deutschland gibt es Millionen Jungs und Mädchen zwischen 14 und 17. Sie kennen keine Welt ohne Youtube. Ihr Handy ist ein Teil der Lebenswirklichkeit. In der Schule wird derweil diskutiert, ob man Handys überhaupt mitnehmen darf. Und wir betrachten ihre Mediennutzung mit großen Augen.

Eine Ausnahme? Ich glaube nicht, wenn man sich anschaut, wie hoch das Interesse an Geschichten über Teenager ist, die von ihrer Mediennutzung erzählen.

Im September 2014 habe ich hier einen Beitrag geschrieben: Wie wir ignorieren, was junge Menschen auf Facebook, Twitter und Youtube interessiert. Der erfolgreichste Artikel auf diesem Blog ever. Bis heute mit über 70.000 Klicks.

Was hat das alles mit Journalisten zu tun, wie ein paar Teenies auf ihrem Handy rumspielen? Eine ganze Menge, finde ich.

Man kann sich zurücklehnen und sagen: Irgendwann werden diese jungen Leute schon verstehen, was guter Journalismus ist (wie Journalisten ihn definieren). Möglicherweise kennen junge Leute klassische Medienmarken aber irgendwann auch einfach gar nicht mehr. Sie kaufen keine Zeitung, sie nutzen keinen stationären Computer und auch keine News-Apps.

Man kann alternativ auch auf die Leute zugehen und überlegen: Wie hole ich sie ab? Wo sind sie unterwegs? Was wollen sie? Wie schaffe ich das?

Ich glaube der zweite ist der bessere Weg.

Wir lesen alle paar Monate Studien zur Mediennutzung von sozialen Netzwerken. Abstrakte Zahlen. Vielleicht müssen wir diesen Leuten einfach mehr zuhören. In echt. Nicht in Studien. Und vor allem ernsthaft. Vielleicht braucht es viel mehr junge Leute in Redaktionen zu diesem Thema. Die dauerhaft Input geben.

Zurück zu unserer Schülerpraktikantin: Sie hat bei uns diese Liste erstellt. Die Geschichte war eine der besten des Tages auf Facebook, hat dort mehr als 1 Million Menschen erreicht:

https://www.facebook.com/bild/posts/10153557558825730

Eine Woche später haben wir das mit unserem 14-jährigem Schülerpraktikanten wiederholt und ebenfalls rund 1 Million Menschen mit diesem Posting erreicht:

https://www.facebook.com/bild/posts/10153579704535730

Wer das alles als Jugendlicher ausnutzen will, für den hat mein lieber Kollegen übrigens einen schlauen Tipp:

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4 Gedanken zu “Warum Journalisten auf junge Leute zugehen müssen – und nicht umgekehrt”